
Unternehmen
FAKTEN
Finanzierung: Kulturförderung (LfA)
Gründungsjahr: 1996
Standort: Gut Immling
Geschäftsfeld: Oper, Konzert, Tanz
Mitarbeiter: 40 (inkl. freier Künstler)
↳ www.gut-immling.de
Text: Stefan Ruzas
Foto: Festspiele Immling
Der andere grüne Hügel
Die Bayreuther Festspiele kennt jeder, die Festspiele Immling sind für manche noch ein echter Geheimtipp. Eine klassische Erfolgsgeschichte aus Bayern.
Das Pferdegehöft liegt geschützt in einem Wald. Gerade mal zehn Kilometer nördlich des Chiemsees, fast genau in der Mitte eines Dreiecks von Bad Endorf, Prutting und Halfing. Hier, in Reithalle, Stallungen und Scheune, findet es statt, eines der ungewöhnlichsten Musikprojekte Deutschlands.
Während der Festspielzeit von Juni bis August empfiehlt sich auf jeden Fall die rechtzeitige Anreise mit einem der Shuttle-Busse. Allein schon, um vor den Aufführungen ausreichend Zeit für das atemraubende Alpenpanorama zu haben.
2016 ist eine ganz besondere Saison: 20 Jahre Festspiele Immling. Erstmals wurde sogar die Marke von mehr als 22.000 Besuchern übertroffen, erzählt stolz Cornelia von Kerssenbrock, Dirigentin und musikalische Leiterin des Festivals: „Viele unserer Gäste übernachten in der Umgebung und schauen sich sogar gleich mehrere Vorstellungen an.“
Gemeinsam mit ihrem Mann Ludwig Baumann, dem Intendanten und Gründer, verantwortet von Kerssenbrock den Programm-Mix aus Oper, Konzert und Tanz. Darunter sind Jahr für Jahr etliche Eigenproduktionen mit außergewöhnlicher Handschrift. „Erfolg bringen bei unserem Projekt neben den bekannten Opern wie ‚Carmen’ oder ‚Die Zauberflöte’, auch gerade das Mutige, Andere und Überraschende.“ Und sei es der Konzertabend „Liebeslieder der Nationen“ mit Sängern aus 16 verschiedenen Ländern, Prosecco und Rosen inklusive.
Immerhin kämen 50 Prozent der Einnahmen durch den Verkauf der Tickets, die durchschnittlich nur zwischen 50 und 60 Euro kosten. „Ohne die langfristige finanzielle Unterstützung der LfA Förderbank Bayern und unserer anderen Festivalpartner wäre das nicht möglich“, erklärt von Kerssenbrock.
Und die Ausdauer lohnt sich: Selbst der Bayerische Rechnungshof hat den Festspielen Immling schon mal attestiert, dass es wenige Festspiele in Deutschland gebe, die von ihrem Etat so viel Geld wieder einspielen.
Das vergleichsweise bescheidene Budget von rund zwei Millionen Euro für die vier bis fünf Eigenproduktionen sporne immer wieder dazu an, neue und unkonventionelle Ideen zu entwickeln: bei der Produktion von familientauglichen Musicals, beim Engagieren von rockigen Tanztheatern, beim Bühnenbild und den Kostümen, aber auch bei der Besetzung mit internationalen Stars und Nachwuchsmusikern.
Die machen nach ihren Auftritten in Immling häufig fleißig Karriere, so von Kerssenbrock weiter: „Wir haben eine Liste mit mindestens 30 Sängern, die später dann auch in Bayreuth oder an der Met in New York aufgetreten sind.“