Zurück
Christian Felix Benning und Anne Pfeifer im Gespräch

Menschen

Anne Pfeifer www.annepfeifer.com
Christian Felix Benning  www.christianbenning.de

Fotos: Conny Mirbach
Text: Marlene Irausek

Kunst trifft Musik

Was passiert, wenn Künstler verschiedener Richtungen aufeinandertreffen? Zwei von ihnen haben wir zum Gespräch gebeten.

Anne Pfeifer (29), ausgebildete Grafik-Designerin, studiert Kunst im neunten Semester und begrüßt uns vor der Akademie der Bildenden Künste am Siegestor in München. Mit Christian Felix Benning (20), der klassisches Schlagzeug an der Musikhochschule München studiert, versteht sie sich sofort. In einem Klassenraum der Akademie erfahren wir nicht nur mehr über ihr Werk, sondern auch über Inspiration und die verschiedenen Perspektiven von bildender Kunst und Musik.

ANNE: Ich wollte schon immer Künstlerin werden und meine eigenen Projekte umsetzen. Vor vier Jahren habe ich mich schließlich hier eingeschrieben. Zurzeit beschäftige ich mich intensiv mit Sound. Beim Hören von Musik hatte ich eine Vorstellung von Objekten, die sich zu einem Takt bewegen, so sind meine Klanginstallationen entstanden.

CHRISTIAN: Dein trommelnder Holzkubus ist wie ein kleines Kistenschlagzeug, super. Was mich am Schlagzeug am meisten fasziniert, ist die Vielfalt in Klang und Stil. Es ist wirklich spannend, ein aktiver Teil der musikalischen Entwicklung dieses Instruments zu sein.

„Klang ist überall - er wirkt auf unseren Körper und ist auch in unserem Körper“ Anne

LfA: Die Liebe zum Rhythmus verbindet euch. Worin seht ihr sonst noch Gemeinsamkeiten oder Unterschiede bei euren Ausbildungen?

ANNE: Mein Studium ist nicht wie ein normales Studium aufgebaut. Es gibt keine Pflichtkurse oder Vorgaben und keine Prüfungen. Es gibt nur eine Zwischenprüfung im dritten Semester und eine Abschlussprüfung. Unsere Werke werden auch nicht benotet.

Anne Pfeifer im Gespräch mit dem LfA Magazin

Anne Pfeifer

verarbeitet ihre Gedanken in Soundobjekten, Filminstallationen und Zeichnungen

CHRISTIAN: Die einzige Parallele ist bei uns die Zwischenprüfung. Wir werden für unsere Leistungen benotet und müssen Pflichtveranstaltungen besuchen. Bei Musikstücken gibt es eben doch stilistische Vorgaben. Natürlich versucht man auch, sich selbst in einem Stück widerzuspiegeln, man sollte seine Musik aber immer ein Stück weit für das Publikum machen.

ANNE: Ein Unterschied zu meinem künstlerischen Schaffen. Ich mache mir nicht so sehr Gedanken darüber, wie es das Publikum auffassen wird. Es ist wichtiger, dass ich als Künstlerin etwas kreiere. Klar ist es interessant zu sehen, wie die Leute reagieren, aber grundsätzlich könnte ja in der Kunst auch etwas entstehen, was verstörend auf den Betrachter wirkt.

Christian Felix Benning im Gespräch mit dem LfA Magazin

Christian Felix Benning

erhielt bereits mit drei Jahren seinen ersten Schlagzeug-Unterricht und spielt heute auf internationalen Bühnen

LfA: Woher kommen eure Inspirationen?

ANNE: Von dem, was ich erlebe und sehe. Meine Zeichnungen zeigen viel Organisches. Das ist auch bei meinen Objekten so. Die sehen zwar nicht organisch aus, sind aber für mich trotzdem Körper, die durch das Klopfen zum Leben erwachen. Den Rhythmus programmiere ich je nach Ausstellung. Es ist wichtig, dass es Ruhepausen gibt. Das kennst du wahrscheinlich, Christian, denn das Besondere beim Schlagzeug ist eben auch die Stille, richtig?

CHRISTIAN: Die Pause gehört zur Musik dazu, das ist wie Ein- und Ausatmen. Ich finde das Konzept deines Holzkubus echt spannend. Wie lange hast du daran gearbeitet?

ANNE: Vor zwei Jahren kam mir die Idee dazu. Vor einem Jahr habe ich bereits eine ähnliche Arbeit ausgestellt: neun Holzkuben, die im Takt miteinander klopfen. Jetzt bin ich so weit, um mit Formen zu experimentieren. Bei diesem Holzkubus kann sich der Deckel bei jedem Anklopfen abheben.

LfA: Gönnt ihr euch auch selbst Schaffenspausen?

CHRISTIAN: Natürlich tut es gut, mal nichts zu machen, aber mir ist wichtig, dass die Feinmotorik erhalten bleibt. Deshalb übe ich kontinuierlich.

ANNE: Ich arbeite durchgängig an Konzepten. Um sie dann umzusetzen, bedarf es einer längeren Auseinandersetzung mit der Thematik.

„Die Pause gehört zur Musik dazu, das ist wie Ein- und Ausatmen“ Christian

LfA: Wie finanziert ihr euer Leben?

CHRISTIAN: Ich habe vor zwei Jahren ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes gewonnen. Auch die LfA Förderbank unterstützt mich. 2015 habe ich beim LfA-Hauskonzert gespielt. Danach hat sich die LfA bereiterklärt, meine diesjährige DVD-Produktion zu fördern. Ich habe das Glück, dass ich noch keine großen Ausgaben habe, da ich noch zu Hause wohne. Und natürlich ist es toll, eine finanzielle Hilfe durch das Stipendium zu haben. Mit den Einnahmen von den Konzerten finanziere ich zum Beispiel Seminare, Workshops und Musikmaterial.

ANNE: Ich habe bereits Arbeiten verkauft, jedoch reicht es noch nicht, um davon leben zu können. Darum nehme ich auch Nebenjobs an, oft im Grafikbereich. Auch bei Ausschreibungen bewerbe ich mich. 2015 wurde eine meiner Arbeiten für den LfA-Kunstkalender ausgewählt, und ich habe den Wettbewerb für die Gestaltung des Weinetiketts der LfA-Bocksbeutel-Edition gewonnen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich Möglichkeiten ergeben, mich voll auf die Kunst zu konzentrieren.


CHAMBER - Anne Pfeifer