Luftkamernsystem in den Starkholzplatten von ARS
Unternehmen

Alle Wege führen nach Marktredwitz

Iris Biotech liefert nicht nur Zutaten für Corona-Impfstoffe. Auch Nobelpreisträger lassen ihre Substanzen durch die Firma aus Oberfranken vermarkten
TEXT Stefan Ruzas

Darauf muss man auch erst mal kommen: welche Kunden da im Marktredwitzer Gewerbegebiet Rathaushütte so alle bedient werden, in diesem modernen Neubau zwischen Rotem Kreuz und Baustoffhandel. Internationale Pharmakonzerne gehören ebenso dazu wie Max­-Planck-­Institute oder Helmholtz-­Forschungszentren. Oder das berühmte Massachusetts-­Institut für Technologie (MIT). Oder auch Elite­Universitäten von Oxford über Harvard bis Tokio.
Ende 2020 kamen dann noch die Unternehmen, die zurzeit Milliarden Dosen mRNA-­Impfstoffe produzieren, zur Bekämpfung der Corona­-Pandemie. Einige Rohstoffe steuert auch Iris Biotech bei – als Händler. Es sind Bausteine oder Reagenzien, die zum Beispiel die Löslichkeit der Vakzine erhöhen. „Teilweise beliefern wir die Impfstoffhersteller direkt“, berichtet Geschäftsführer Steffen Tropitzsch.

Das Portfolio umfasst 6.500 bis 7.000 Substanzen, die Iris Biotech an Kunden auf fünf Kontinenten verkauft

Angefangen hat es 2001 als Vertrieb für Biotechnologie, ein Tochterunternehmen der Cfm Oskar Tropitzsch. Die gilt, 1788 gegründet, bis heute als erste Chemiefabrik Deutschlands und ist seit 1891 in Familienbesitz. Benannt ist der Newcomer­-Betrieb praktischerweise nach Steffens Schwester Iris, die heute als Lehrerin an einer Mittelschule in Marktredwitz arbeitet.

Die Idee von Tropitzschs Vater Oskar und Geschäftspartner Thomas Bruckdorfer, bis heute auch gleichberechtigte Gesellschafter der Firma: der Handel mit innovativen Laborsubstanzen zur Synthese von Peptiden. Das sind Moleküle, die aus Aminosäuren aufgebaut werden; aus der TV­Werbung kennt man etwa Aspartat und Lysin. Eines von vielen Peptiden ist Insulin. Durch eine Veränderung der Bausteine ist es gelungen, seine Wirkdauer zu verlängern. Diabetes­-Patienten müssen sich also heute weniger oft spritzen als früher. All das sind wichtige pharmazeutische und chemische Innovationen, mit denen Iris Biotech mittlerweile auf fünf Kontinenten handelt. Und aus dem Handelshaus ist eines mit wissenschaftlicher Beratung geworden. Und mit einem Labor, in dem auch im Auftrag an neuen, besonders trickreichen Synthesen geforscht wird.

„Nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip bauen wir neue Moleküle zusammen. Ich nenne so was auch gerne Lego­-Technik für Naturwissenschaftler“, erläutert Steffen Tropitzsch. Was besser verständlich ist als chemische Namen wie „N-­alpha-­t­Butyloxycarbonyl-­L-­leucine“. Immer wieder geht es bei den modifizierten Molekülen auch um Therapien für Volkskrankheiten wie Krebs. 

Iris Biotech Geschäftsführer Steffen Tropitzsch und Oskar Tropitzsch

Vater und Sohn:

Iris Biotech Geschäftsführer Steffen Tropitzsch und Oskar Tropitzsch

Das Portfolio umfasst 6.500 bis 7.000 Substanzen, nur wenige davon sind im eigenen Lager. Die meisten müssen bei Lieferanten, zum Beispiel Universitäten, bestellt werden. Manche werden extra produziert. Auf fünf bis sechs Millionen Euro beziffert der Geschäftsführer den Umsatz. 

Ohne Digitalisierung geht es auch bei den Wirkstoffspezialisten aus Oberfranken nicht. An den Innovationskredit 4.0 der LfA Förderbank Bayern ist Iris Biotech über ihre Hausbank Unicredit gekommen.

Finanziert wurde ein Online-­Monitoring zur Überwachung der Lagerung von Chemikalien. „Manchmal ist es ja nur ein Gramm, das kostet schon mal 90.000 Euro und mehr“, so Tropitzsch.

Auch die Marketing-Strategie hat sich verändert, nicht zuletzt durch die Corona­-Lockdowns: „Früher waren wir zirka zweimal monatlich weltweit unterwegs, jetzt werden digitale Plattformen wichtiger.“ Die amerikanische Biochemikerin Frances Arnold, Nobelpreisträgerin 2018 und neue Beraterin von US­Präsident Joe Biden, meldete sich persönlich bei Iris Biotech. Auch sie vertreibt ihre chemischen Strukturen jetzt von der kleinen, feinen Firma im oberfränkischen Marktredwitz aus.

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