Kunstkalender 2017 – Kalenderblatt Februar
Vier Scheiben hat er auf der Jahresausstellung hintereinander gestaffelt, und auf jeder einzelnen bewegen sich zwei Menschen von uns fort in den unsichtbaren Bildraum. So erklärt sich der Titel Zwei gehen. Eichinger hat von diesem Motiv eine Serie entwickelt, aus der er die Werke 14-17 zusammenstellte. Er verwendet keine bunten Farben, sondern sucht die Konzentration auf die Bewegung als Ausdruck von Beziehungen. Die Handlung liegt in der Nähe oder Distanz, die durch das unterschiedliche Gehen entsteht. Die jeweiligen Zweierbeziehungen erweitern und verändern sich durch die Anordnung der Scheiben hintereinander. Brüche und Verschmelzungen, etwa durch die Größe der Figuren, entstehen. So befinden sich die kleine Frau links und der hemdsärmelige Mann vorne in der Mitte zwar auf einer gemeinsamen Scheibe. In der Staffelung jedoch strebt sie zu einer diffusen Gruppe nach vorne, während er seine gleichgroßen Nachbarn zu verlassen scheint. Dabei sind Figuren von den Bildrändern angeschnitten und sichtbare Pinselstriche unterstreichen, dass es sich um Malerei handelt. Der „echte“ Raum, der Abstand der einzelnen Flächen, gibt der Anordnung ihre Dynamik. Je nach Blickwinkel rücken die Motive zusammen oder auseinander. Das Verschieben der Bildträger würde neue Variationen erzeugen. Die Veränderbarkeit der Beziehungen zwischen den Figuren berührt den Kern der Motive: Zwei erscheint als die kleinste Einheit menschlicher Beziehungen, die sich erweitern und verändern. Die weiblichen und männlichen Rückenfiguren sind stellvertretend für Menschen an sich ausgewählt. Sie laden ein, imaginär zu folgen.
Text: Jochen Meister