Kunstkalender 2023 – Kalenderblatt Februar
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Philipp Zrenner hat dieses Arrangement intuitiv zusammengestellt. Die Gegenstände lagen zum Großteil zuhause herum. Es sind stumme Zeugen des Alltags, ein mehr oder weniger zufälliger Querschnitt, ihre Geschichte ist nicht spektakulär. Man könnte sogar meinen, die Sachen wären hinter die Heizung gefallen, vielleicht während der häuslichen Isolation in der Corona-Pandemie. Gewöhnlich werden sie dort später zufällig beim Aufräumen entdeckt, das dann, vielleicht verbunden mit dem Ende der Quarantäne, irgendwann stattgefunden hat. Die Heizkörper jedoch haben eine Metamorphose durchgemacht, sie verbergen nichts mehr, sondern bändigen das Chaos der Dinge. Sie sind zu deren Speicher geworden und schaffen eine Struktur.
Dass neben dem formalen auch ein starker inhaltlicher Aspekt die Wahl des Materials bestimmt, verrät der in Klammern gesetzte Untertitel. Der junge Begriff „cornern“ bezeichnet das gemeinsame Beisammenstehen und Trinken an der Straßenecke (Englisch: corner). Damit schließt sich ein gedanklicher Kreis, der die Heizung als Wärmequelle mit dem sprichwörtlichen Lagerfeuer als Sammelplatz einer Gemeinschaft mit den aktuellen Plätzen des Zusammenkommens und schließlich mit dem Individuum, das mit den im Rund angeordneten Alltagsobjekten lebt, verknüpft. Dass ausgerechnet zum Zeitpunkt, als dieser Kalender entstand, die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verursachte Energiekrise in den öffentlichen Fokus rückt, gibt dieser metaphorischen Lesart eine besondere Aktualität.
Text: Jochen Meister
Der Künstler
