Alles begann 2010, an einem lauen Sommerabend, beim gemeinsamen Grillen in Geratskirchen. „Die Energiewende war das Thema“, erinnert sich Gründer Heiko Melzer. Er ist im elterlichen Heizungsbaubetrieb in der Nähe von Coburg groß geworden und macht nach Fachabitur und Studium eine Lehre zum Heizungsbauer. Später entwickelt er elektronische Schließanlagen und ist als Vertriebsleiter tätig. Seine Lebenspartnerin Evelyn Gradev arbeitet im Heizungs-, Stahl- und Behälterbau, unter anderem als Betriebsleiterin. Wegen ihres beruflichen Hintergrunds kreisen ihre Gedanken schon länger um das Thema Energie. „Wir haben angefangen zu diskutieren“, erzählt Gradev. An diesem Abend entsteht die Idee zu einem System, das sowohl die Heizung als auch den Stromanbieter ersetzt.
Sieben Jahre später ist der patentierte „Tiger“ auf dem Markt. Ein Energiesystem, das sich aus mehreren Produkten zusammensetzt, die aufeinander abgestimmt sind. Die Basis bildet eine Photovoltaikanlage, die auf dem Dach installiert wird – egal, ob beim Eigenheim, Gewerbegebäude oder Mehrfamilienhaus – und Strom durch Sonnenenergie erzeugt. Die nächste Komponente, ein Hybrid-Wechselrichter, garantiert, dass die Photovoltaikmodule auch ohne öffentliches Stromnetz unterbrechungsfrei laufen können. Wird überschüssige Energie erzeugt, kann diese in Stromspeichermodulen gesichert werden. Oder sie produziert mit dem im Wärmespeicher installierten Elektroheizstab heißes Wasser für Warmwasser und Heizung. Liefert die Solarstromanlage aufgrund schlechten Wetters zu wenig Energie, kommt noch die Motoreinheit ins Spiel. Sie erzeugt sowohl Strom über einen Generator als auch Wärme über einen Motor. Nachhaltigkeit geht so ganz entspannt von zu Hause aus. Denn 70 Prozent der Energie, die man im Objekt benötigt, werden mit dem „Tiger“ regenerativ erzeugt, was zu einem deutlich geringeren CO2-Ausstoß führt.
Die Unabhängigkeit ist ein weiterer Pluspunkt: Mit dem System ist man als Verbraucher sein eigener Energieproduzent und damit nicht abhängig vom öffentlichen Stromnetz. „Wir könnten es auch auf einer Almhütte verbauen“, lacht Melzer. Das Gute dabei: Die Anschaffungskosten sind – je nach Objekt – manchmal schon nach knapp vier Jahren gedeckt. Der „Tiger“ ist aber längst nicht das einzige eigene Produkt. Smartnrgy fertigt auch Behälter, Stahlbauteile, Wärme- und Kältespeicher und ist außerdem im Heizungsbau, der Photovoltaikinstallation und in der Sicherheitstechnik tätig. Das patentierte Energiesystem wird in Eggenfelden produziert. Bis es so weit war, mussten Melzer und Gradev allerdings einen langen Weg zurücklegen. Von der Idee, heiß diskutiert an jenem Grillabend, bis zum fertigen Produkt dauerte es sieben Jahre.
Weil Smartnrgy – und die Idee dahinter – damals ganz neu auf dem Markt ist, finden Gradev und Melzer lange keine Investoren oder Kreditgeber. „Die Finanzierung war die schwerste Hürde, die wir nehmen mussten“, sagt Gradev. „Und der Punkt, der am meisten frustriert hat. Wir wollten mit unserer Idee eine Zeit einläuten, die vor uns noch niemand erschlossen hat.“ Die beiden Gründer versuchen in Gesprächen immer wieder, von ihrem Konzept zu überzeugen, und müssen in dieser Zeit Stärke und Kampfgeist beweisen. Trotz einiger Absagen denken sie nie daran aufzugeben.
Mit Energiesystemen geht Nachhaltigkeit entspannt von zu Hause aus
Auch als sie sich bei der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft BayBG, einer LfA-Tochter, vorstellen, sieht es zunächst nicht gut aus. „Mit unserem Produkt waren wir schon zu weit, um noch als Gründerprojekt durchzugehen“, berichtet Melzer. „Aber in der Phase, in der das Produkt schon auf dem Markt ist, waren wir auch noch nicht.“ Also fahren sie wieder nach Hause, mit einer weiteren Absage in der Tasche. Zwei Wochen später kommt überraschend die erleichternde Nachricht. Die BayBG und die LfA finden gemeinsam eine alternative Lösung für die interessante Idee: „Wir machen das jetzt!“ Die LfA fördert sie mit einem Universalkredit Innovativ. „Wir haben der LfA wahnsinnig viel zu verdanken“, lächelt Gradev.
Das junge Unternehmen kann endlich durchstarten. Höhen und Tiefen gibt es auch heute noch. „Wir haben ein Produkt, das sich erst auf dem Markt etablieren muss“, erklärt Melzer. Deswegen gibt es einiges zu tun: Für jeden neuen Kunden wird eine Bedarfsanalyse angefertigt, die Elektroversorgung und Wärmetechnik des Objekts berücksichtigt. Denn der „Tiger“ wird nach intensiver Beratung an jedes Haus individuell angepasst. Das bedeutet einen sehr abwechslungsreichen Alltag – und viel Arbeit. Das Team von Smartnrgy – mittlerweile bestehend aus 50 Mitarbeitern – sprüht nichtsdestotrotz vor Ideen und entwickelt schon wieder neue Projekte: Balkongeländer und Solarcarports, beide mit integrierten und lichtdurchlässigen Photovoltaikmodulen.